Northwest Territories

15.07.2022 – 24.07. 2022

Auf erstaunlich gut ausgebauten Straßen mit gepflegtem Rasen (der Seitenstreifen wird tatsächlich gemäht!) geht es nun wieder Richtung Norden und am 60. Breitengrad erreichen wir die Northwest Territories.


Im Infocenter bekommen wir jede Menge Infos und Tipps für unsere Weiterreise. Unter anderem wird uns abgeraten, in den Wood Buffalo National Park zu fahren. Der Park ist sehr unzugänglich und die Waldbisons schwer zu entdecken. Einfacher kann man sie entlang der Straße nach Yellowknife beobachten, dort seien sie massenweise.

Das nächste Stück der Straße nennt sich Wasserfall-Route und macht ihrem Namen alle Ehre! Als erstes besichtigen wir die Twin Falls am Hay River. Alexandra stürzt sich breit und mächtig in den Canyon, Louise ist nicht ganz so spektakulär, hat dafür aber zwei Stufen.

Am etwas kleineren Kakisa River sind noch zwei Wasserfälle auf dem Weg: die dritte Dame im Bunde: Lady Evelyn und der Mac Nally Creek Falls.


Überall sind befestigte Wanderwege und Aussichtsplattformen angelegt, meist ist auch noch ein Rastplatz mit Infotafeln dabei – ein toller Service!

Auf der Straße nach Yellowknife begegnen uns tatsächlich etliche Waldbisons. Wir halten am Straßenrand und beobachten die imposanten Tiere eine ganze Weile.
Es sind ein paar mächtige Bullen dabei, etliche weibliche Tiere, einige Halbstarke und zwei ganz frisch geborenen Kälber. Die kleine Herde lässt sich von uns nicht stören, sie machen weiter ihr Ding: bisschen grasen, wiederkäuen, rumlümmeln, schubsen, schnuppern, gemächlich weiter ziehen, was der Bison halt so macht. Ab und zu wirft der eine oder andere einen Blick auf uns, aber wir sind wohl uninteressant.

Wir können uns kaum losreißen, müssen aber noch einen Platz für die Nacht finden. An der Brücke über den Mackenzie schlagen wir unser Lager auf und genießen mal wieder einen tollen Sonnenuntergang.

Weiter gehts nach Fort Simpson. Unterwegs machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Samba Deh Falls TP, wo wir einen unglaublichen Blick auf den Canyon haben.

Eine Fähre bringt uns über den Mackenzie, die nach Bedarf pendelt und nix kostet.

In Fort Simpson erkundigen wir uns nach einer Möglichkeit, in den Nahanni NP zu kommen. Besonders die Virginia Falls haben es mir angetan. Da keine Straße dahin führt, haben wir die Wahl zwischen einer mehrtägigen Kanufahrt und einem Flug. Das Kanu ist keine Option, also „flightseeing“, wie es hier genannt wird. Die Flüge sind sehr begehrt und leider für die nächsten Tage alle ausgebucht. Nach langer Diskussion findet sich am übernächsten Tag doch noch eine Möglichkeit für einen 5-stündigen Trip mit zwei Landungen. Wir müssen aber für uns allein das Flugzeug buchen, was das ganze etwas verteuert- wir schlagen trotzdem zu und freuen uns riesig, dass es doch noch klappt. Fürs erste sind wir auf dem Campingplatz und relaxen.

Mittags finden wir uns am Büro der Simpson Air ein und werden mit dem PickUp zum Fluss gefahren, wo das Wasserflugzeug schon bereit steht. Es ist ziemlich klein und hätte nur noch für eine dritte Person Platz gehabt. Wir genießen den Luxus und so habe ich auf der hinteren Bank nach beiden Seiten volle Sicht. Ich bin gespannt, wie die Fotos werden, die Fensterscheiben sind ziemlich verkratzt.
Wir müssen Schwimmwesten anlegen und los gehts. Wir fahren ein Stück den Fluss entlang, bis das Flugzeug genügend Geschwindigkeit hat und heben ab – wow – ein tolles Gefühl!!! Es ist ziemlich laut innen und wir tragen die ganze Zeit Kopfhörer und sind über diese mit unserem Piloten Nils verbunden.


Er erzählt uns jeweils, wo wir entlang fliegen und erklärt einiges über die geographischen und geologischen Besonderheiten. Zunächst geht es über sumpfiges Gebiet mit vielen Wasserlöchern und mäandernden Flüsschen. In der Ferne sieht man die Berge aufragen, die wir überqueren werden.


Der Ausblick auf die Landschaft unter uns ist atemberaubend: Bergketten in verschiedenen Farbtönen, tiefe Canyons, schroffe Bergspitzen, Flüsse – mit dem Nahannni als größtem davon. Auch er hat sich sein Bett kurvenreich durch durchs Gebirge gegraben. Mal ragen die Felswände steil vom Ufer aus hoch, mal fließet er breit und behäbig, gesäumt von riesigen Sandbänken durchs Land.



Manch eine besonders spektakuläre Formation verleitet unseren Piloten ebenfalls zu kurvenreichen Manövern, auch die im Fluss entlang paddelnden Kanuten werden mit Flügelwinken begrüßt.


Die Virginia Falls, das Ziel unseres Fluges kündigt er mit einem Countdown an und tatsächlich kommen sie exakt bei null in unser Blickfeld, nachdem ein letzter Berg umflogen wurde! Großartig! Er umrundet die Bergspitze, die den Flusslauf teilt, bevor er sich 94 Meter über die Felsen hinab stürzt.

Nach 1 1/2 Stunden Flug landen wir auf dem Fluss ein ausreichendes Stück vor dem Wasserfall entfernt und steigen komfortabel auf einer eigens angelegten Landestelle aus. Mir ist ein wenig flau im Magen, waren es doch auf dem letzten Stück ein paar Kurven zuviel…
Wir werden von einer freundlichen Rangerin begrüßt, die uns für die nächsten 2 Stunden begleiten wird. Mitten in der Wildnis ist ein Camp angelegt worden, mit Plätzen für die Zelte der Kanuten, bequemen Plankenwegen und sogar einigen Plumsklos. Erstaunlich, was die wenigen Touristen,(ca. 1500 im Jahr) geboten bekommen. Wir werden darauf aufmerksam gemacht, dass bei einer Sichtung von Bären die Wanderung sofort abgebrochen wird. Die Rangerin hat Bärenspray und eine Art Horn dabei, was Bären gegebenenfalls verscheuchen sollte.



Wir wandern den Fluss entlang und sie erzählt einige Fakten über den Nahanni NP, der seit 1978 World Heritage Site ist. Auch einige Geschichten aus dem Fundus der First Nations hat sie auf Lager, die sie anschaulich zum Besten gibt. Am Wasserfall angekommen, bleiben wir eine Weile und genießen den Ausblick.


Ein waghalsiger Weg führt über einen schmalen Grat noch ein Stück weiter an den Wasserfall heran und bietet von oben bestimmt einen tollen Ausblick, zwei bequeme Stühle laden zum Verweilen ein. Außer Walter verspürt niemand das Bedürfnis, den rutschigen Grat zu überqueren, beim bloßen Anblick bekomme ich schon weiche Knie. Walter verzichtet, ich bin froh und die Rangerin ebenfalls, sie hätte ihn ja auch begleiten müssen.

Nach ca. 2 Stunden sind wir wieder zurück am Steg und fliegen noch ein Stück weiter zum Little Doctor Lake. Auch auf dem Weg dorthin gibt es wieder tolle Aussichten auf die Berge unter uns. Ein schmaler Durchbruch zwischen zwei Felsen führt zum See und ich halte ein bisschen den Atem an, als der Pilot die Maschine durch den Spalt steuert und auf dem See landet.


Er zieht das Flugzeug auf den Sandstrand und wir können bequem aussteigen. Hier am See git es eine Lodge, die man mieten kann und Platz bis zu 20 Personen bietet. Zurzeit ist hier ein Paar auf Hochzeitsreise, einen schöneren Ort kann ich mir kaum vorstellen! Allerdings muss alles, was benötigt wird, eingeflogen werden, der See hat keine andere Verbindung. Wir spazieren ein Stück den Strand entlang, Badezeug haben wir nicht mit, warm genug wäre es jedenfalls.

Nun geht es wieder zurück nach Fort Simpson und nach 5 Stunden voller unglaublicher Erlebnisse landen wir sicher wieder auf dem Mackenzie River. Wir bekommen noch jeder eine schicke Basecap geschenkt und einen tollen Bildband über die Northwest Territories. Völlig erschlagen sind wir zurück auf dem Campingplatz und bleiben noch die Nacht, um die Eindrücke zu verdauen.

Am Tag drauf bricht die Erkältung bei Walter richtig durch, trotzdem will er partout weiter fahren. Wir schaffen es bis nach Fort Liard, besuchen dort einen Kunsthandwerkerinnenmarkt, der von First Nations Personen betrieben wird, und von ihnen hergestellte Produkte verkauft. Vor allem die Gefäße aus Birkenrinde gefallen mir sehr. Wir bleiben auf dem kommunalen Campingplatz, der wieder umsonst ist, aber leider von irrwitzig vielen Mücken bevölkert wird.

Weiter gehts am nächsten Tag nach Fort Nelson, wo wir ein paar Tage auf dem Campingplatz bleiben, Walter muss seine Erkältung auskurieren. Aber es wurde auch mal höchste Zeit, Wäsche zu waschen und in Ruhe diesen Blog zu schreiben.

Bewegte Bilder unter: https://youtu.be/0JEIgdMXP9c

2 Kommentare zu „Northwest Territories

  1. Was für wunderschöne Erlebnisse Ihr da habt… Die Bisons so nah. Den Flug hätte ich super gern auch gemacht. World Heritage ist der Nahanni NP seit 1978 (hab’s gegoogelt). Einzigartig schöne Landschaften, das sieht selbst aus den Fotos, die von ausgezeichneter Qualität sind. Ich hab jedenfalls bei dem sehr schönen Bericht wieder ordentlich Fernweh bekommen. Danke!

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  2. Leonie Weihert August 7, 2022 — 16:10

    Dieser Beitrag ist wieder sehr interessant. Ich freue mich jede Woche von euch und euren Abenteuern zu lesen. Die Bilder von dem Flug sind das Sahnehäubchen. Liebe Martina vielen Dank dafür. Was euch erspart bleibt sind die nahezu 40 Grad Hitze unter der wir hier leiden. Dafür habt ihr mehr Mücken. Ich hoffe sehr, dass ihr die Wirksamkeit des Bärensprays nie testen müsst.
    Freue mich schon auf den nächsten Beitrag und die Bilder. Liebe Grüße

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