11.08.22-20.08.22
Nach soviel städtischem Trubel zieht es uns wieder in die Natur. Wir verlassen Dawson City, nehmen die Fähre über den Yukon und fahren nun auf dem Top of the World Highway Richtung Alaska.


Er hat hat seinen Namen aufgrund der außergewöhnlichen Straßenführung, die nicht wie üblich den Tälern und Flussläufen folgt, sonder auf den Bergkämmen entlang gebaut wurde. Wir haben fantastische Ausblicke auf die um uns aufragenden Bergketten, den ersten Ausläufern der Rocky Mountains.





Nach gut 100 km erreichen wir die Grenze zu Alaska. Wir müssen eine ganze Weile warten, weil vor uns 2 Busse voll mit deutschen Touristen abgefertigt werden. Wir haben Glück, die Grenzbeamten fertigen uns zwischendurch ab, da wir unsere ESTA – Formulare schon online ausgefüllt hatten und wir können ohne Probleme einreisen und haben unser Visum für 90 Tage.



Der erste Ort nach der Grenze heißt Chicken. Die Stadt heißt so, weil die ursprünglichen Siedler, eigentlich Goldgräber, Ptarmigan nicht buchstabieren konnten. Sie wollten die Stadt so nennen, weil die zahlreichen einheimischen Vögel so manchen Topf in ihren Lagern füllten. Ptarmigan wurden auch „Chicken“ genannt und dabei blieb es dann. Der Name ist Programm und es dreht sich fast alles um das Huhn.







Ein kleines Goldgräbermuseum ist allerdings auch noch zu besichtigen- ohne Hühner…




Auf dem Weg nach Fairbanks steuern wir wieder tolle Plätze zum Verweilen und Übernachten an.





Unterwegs huscht mal wieder ein Bär über die Straße und ein Elch läuft durch die Wiese.




In Fairbanks machen wir alles bereit für den nächsten Ausflug in den Norden Amerikas. Wir wollen von hier aus die 800 Kilometer bis Deadhorse fahren, davon 662 auf dem Dalton Highway. Unterwegs gibt es noch weniger Möglichkeiten, einzukaufen, zu tanken oder Trinkwasser zu bekommen als auf dem Dempster Highway. Es will also alles gut geplant sein.
Der Highway wurde nach dem Konstrukteur der Alaska Pipeline benannt, die von Prudhoe Bay bis nach Valdez verläuft und im Zuge dessen die Straße errichtet wurde. In nur 3 Jahren wurde dieses Mammutprojekt fertiggestellt. Für Touristen ist es erst seit 1994 möglich, den Highway zu befahren. Ganz bis an den Arktischen Ozean bei Prudhoe Bay können Touristen leider nur mit einer geführten Tour gelangen.



Wir überqueren den Yukon und fahren durch leicht bergiges Gelände. Die Pipeline ist gigantisch, verläuft teilweise direkt entlang der Straße, mal ist sie nur von Weitem zu sehen.





Nur 1% aller Besucher Fairbanks verirren sich hierher und wir haben die Straße meist für uns. Trotzdem wird ein beträchtlicher Aufwand für die wenigen Touristen geboten: An einem kleinen Visitor Center kurz nach Beginn des Highways bekommen wir eine aufwändig gestaltete Broschüre mit allen wichtigen Informationen über die Tankstellen, Zeltplätze und alle Attraktionen auf dem Weg. Gleich am ersten Viewpoint, den Finger Mountains, führt ein kleiner Wanderpfad den Hügel hinauf, mit vielen Schautafeln zur Fauna und Flora.



Wir überqueren auch hier den Arctic Circle und fahren weiter nach Coldfoot, einer um 1900 entstandenen „Goldrush Town“. Ihren Namen hat sie von Protektoren, die kalte Füße bekamen und die Stadt verließen, bevor der Winter kam. Wir tanken und staunen mal wieder über die Monster LKW. Im Vergleich zu früher kommen sie aber komfortabel und sicher über die Berge.




Wir besuchen das gut ausgestattete Visitor Center in Coldfoot und bekommen hilfreiche Informationen über die Wildtiersichtungen.
Das Wetter meint es heute nicht gut mit uns, es ist stark bewölkt und regnerisch. Teilweise hängen die Wolken in den Bergen fest und reichen bis auf die Straße hinunter.


Am beeindruckenden Sukakpak Mountain (1338 m) vorbei überqueren wir die Brooks Range auf dem Atigun Pass in 1.422 m Höhe. Hier ist die Wasserscheide zwischen Pazifik und Arktischem Ozean und die baumlose Tundra beginnt.


Wir übernachten am Galbraith Lake und fahren am nächsten Tag weiter Richtung Deadhorse. Es ist ziemlich kühl geworden und die Sonne schafft es kaum, die tiefen Wolken zu vertreiben.



Unterwegs schlingern wir durch eine schier endlose Baustelle und laden enorme Massen von Schlamm auf das Auto, welcher mühsam abgeklopft werden muss.
Die Straße verläuft jetzt entlang des Sagavanirktok River und tatsächlich entdeckt Walter mit seinen Adleraugen die ersten Moschusochsen, mehrere Weibchen mit ihren Jungen und natürlich auch Bullen. Behäbig ziehen sie am Fluss entlang fressen sich durchs Gebüsch. Sehr imposante Tiere, aber viel Action ist nicht…






Ein Stück weiter begegnet uns mal wieder ein kleiner Elch – wir fragen uns, wo sich die alten Männer mit den imposanten Geweihen verstecken.
Wir checken Plätze am Fluss, die sich zum Übernachten eignen- an einem steht ein Container mit FBI – Zeugs drin, strange. Den behalten wir erstmal im Sinn für die Rückfahrt. Kurz vor Deadhorse übernachten wir und fahren am nächsten Morgen in die Stadt.



Deadhorse begrüßt uns schon von weitem mit riesigen Industrieanlagen, schwerem Gerät überall , Monstertrucks und zweckmäßigen Wohnanlagen. Die Stadt hat sich dezent in Nebel gehüllt, eine Schönheit ist sie wahrlich nicht. Allerdings hat dieses industrielle Outfit auch einen ganz eigenen Charme, direkt an der Mündung des Sag Rivers in die Prudhoe Bay.








Wir fahren nur zum Tanken, was hier bislang am teuersten ist, obwohl wir doch sozusagen direkt an der Quelle sind. Auch der einzige Laden wird aufgesucht, mit einem sehr übersichtlichen Angebot.



Die geführte Tour nach Prudhoe Bay lassen wir aus, die Stadt soll ähnlich hübsch wie Deadhorse sein und das Wetter verlockt auch nicht gerade zu einem Ausflug an den Arkischen Ozean, mit Blick auf die Fördertürme.


Wir verlassen Deadhorse recht zügig und begeben uns auf den Rückweg. Wir finden wieder einen hübschen Platz für die Nacht, sogar mit eigenem Boat Launch.



Unterwegs begegnen wir wieder der gleichen Herde von Moschusochsen, diesmal wird es direkt spannend. Ein einzelner Bulle nähert sich der Herde und wird prompt vom Chef angegriffen. Es kommt zum Showdown: Sie rasen aufeinander zu und mit einem riesigen Knall krachen die Köpfe aufeinander. Der Angreifer kneift beim 2. Versuch und eilt von dannen, lange noch verfolgt vom Sieger des Duells. Übrigens haben die Moschusochsen Männchen wegen der heftigen Kämpfe eine deutlich geringere Lebenserwartung als die Weibchen: 18 zu 12 Jahren.








Mehr auf unserem Kanal https://youtu.be/FhLJCRzbONA
Die Baustelle ist auf dem Rückweg noch genau so lang und ätzend. Vor uns fährt ein Pickup mit Jägern, die offensichtlich gerade erfolgreich von der Karibu-Jagd zurückfahren. Die Karibus dürfen hier nur mit Pfeil und Bogen erlegt werden und wir können einen kurzen Blick auf das Hightech- Gerät erhaschen.



Die Tundra färbt sich allmählich rot und mit den gelben Spots dazwischen sieht es einfach bezaubernd aus!





Obwohl die Temperaturen in der Nacht nahe null Grad waren, ist der Pass noch schneefrei und es fängt an zu regnen. Die Berge sind mit weißen Wolkenbändern versehen, was der in nebliges diffuses Licht gehüllten Landschaft ein paar Glanzlichter aufsetzt.





Durch die Fahrt durch Matsch und aufgeweichte Erde ist unser Sleipnir ziemlich mit Schlamm gesprenkelt und hat einiges an Gewicht zugelegt. Er könnte eine Dusche gebrauchen, aber hier ist es strikt verboten…



Kurz vor dem Ende des Dalton Highways entdecken wir noch eine 8 km lange Piste, die zum Ufer des Yukon führt. Natürlich müssen wir sie noch mitnehmen, wer weiß, wann es wieder die nächste gibt!
Walter kämpft sich mal wieder mit Bravour und einem zuverlässigen Sleipnir durchs Gelände. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Piste mal wieder für meinen Geschmack viel zu dicht am steilen Abgrund entlang führt und halte tapfer durch, manchmal mit geschlossenen Augen.
Nach ungefähr 7 km versperrt eine Kette den Weg und zwei große Stoppschilder deuten ebenfalls darauf hin, dass es hier für uns nicht weiter geht. Ein dezent an einem Baum befestigtes Schild weist darauf hin, dass das Land unter der Verwaltung der First Nation steht. Pech gehabt, wir hätten uns gewünscht, dass das Schild schon zu Beginn der Piste aufgestellt worden wäre. Egal, Spaß gemacht hat der kleine Ausflug auf jeden Fall!




Wir bleiben für den Rest des Tages statt am Yukon an einem kleinen See.


Ein bisschen wehmütig sind wir schon, weil wir den hohen Norden nun endgültig verlassen und die Reise wieder Richtung Süden geht.
Hallo Martina, Hallo Walter. Wieder was neues gelernt, dachte Moschuochsen leben nur Asien.
Freuen uns auf jeden neuen Blog und die Wahtsapp Status Meldungen.
Bei uns ist es noch immer zu heiß, geniest die Kühle in Nordamerika.
Gruß Horst
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