25.10.2019 – 29.10.2019
Von San Pedro de Atacama aus fahren wir nach Bolivien, um die berühmt-berüchtigte Lagunenroute zu „erfahren“. Wir sind froh, diese schwierige Tour gemeinsam mit Dunja und Rainer anzugehen. Es ist einfach toll, so nette Begleitung zu haben. Vielen Dank für die Geduld, wenn ihr mal wieder auf uns warten musstet, weil unser Auto doch deutlich weniger Leistung in der Höhe bringt und wir uns wegen der Kabine vorsichtiger im Gelände bewegen müssen.
Über einen Pass gelangen wir an die Bolivianische Grenze, die Straße windet sich dabei auf einer relativ kurzen Strecke von 2450 auf 4700 Meter. Ungefähr auf dieser Höhe werden wir uns die nächsten Tage aufhalten.


Die Einreise nach Bolivien ist recht schnell erledigt. Unser Fahrzeug wird inspiziert und die Benzinvorräte kontrolliert. Wir sind bestens ausgerüstet, neben dem vollen Tank sind noch 3 Resevekanister an Bord. Das ist auch notwendig, wollen wir doch in den nächsten 5 Tagen durch die Wüste fahren, wo es keinerlei Möglichkeiten zum Tanken gibt. Da es auch keine Gelegenheit zum Einkaufen gibt, haben wir auch alle Vorräte und vor Allem genügend Wasser mitgenommen.
Der Beginn der Lagunenroute liegt in einem Nationalpark und wir bezahlen 150,00 Bolivianos pro Person Eintritt. Schon die erste Lagune ist ein Hingucker.


Die Piste ist allerdings eine echte Herausforderung für die Fahrzeuge, wir werden aber ständig durch immer neue beeindruckende Szenerien mehr als belohnt. Die erste Nacht verbringen wir an der Laguna Grande de Chaiviri. Wir schauen auf das zarte Türkis der Lagune,wie immer malerisch gesprenkelt mit pinkfarbenen Flamingos. Ein warmer Pool lädt zum Baden ein und wieder mal entzückt uns ein fantastischer Sonnenuntergang.


Draußen wird es rasch kühl und in der Nacht sinkt die Temperatur auf -10 Grad. Wir haben mit Kopfschmerzen zu kämpfen und nehmen Tabletten gegen Höhenkrankheit, die Dunja und Rainer noch dabei haben. Ein netter Bolivianer überlässt uns zudem etwas von seinem Cocablatt-Vorrat und ab jetzt gibts immer mal Coca-Tee.
Der nächste Morgen hat eine kleine Überraschung für uns bereit, der Dieselmotor springt nicht an. Die niedrige Temperatur hat den Diesel zum Ausflocken gebracht und der Filter ist verstopft. Mit dem batteriegetriebenen Föhn, den frau immer dabei hat, wird das Problem behoben.


Weiter geht es auf einer üblen Wellblechpiste zu einem Fumarolenfeld. Überall dampft es, Schlamm spritzt aus der Erde hervor oder köchelt still vor sich hin. Der beißende Schwefelgeruch verstärkt den Eindruck, dass hier ein Tor zur Unterwelt geöffnet ist. Den Geysir können wir leider nicht live erleben, er lässt sich nur in den frühen Morgenstunden blicken.




Nächster Stopp ist die Laguna Colorado. Diesmal tummeln sich die Flamingos in weinrot gefärbtem Wasser mit weißen Salzstreifen dawischen und tiefblauem Wasser am Ufer, gesäumt von grünen Moosen und Algen. Der Name erklärt sich somit von selbst. Einige Flamingos legen noch einen flotten Flamenco für uns hin, entzückend! Das angekündigte Café hat leider nicht geöffnet und wir fahren ein bisschen enttäuscht weiter. Heute erreichen wir mit 4910 Metern einen neuen Höhenrekord.



Die Nacht verbringen wir am Arbol de Piedra, einem wie ein Baum geformten Stein, aber auch die anderen Felsen in der Gegend sind nicht minder beeindruckend.


Die Nacht war noch etwas kälter als die vorherige, nun reicht der Föhn nicht mehr zum Anwärmen. Wir lenken in Pfadfindermanier die schon recht warmen Sonnenstrahlen auf den Filter, aber auch das hilft nicht wirklich. Nun wird noch warmes Wasser aus der Dusche auf den Tank geleitet, und voilà, das Auto springt an! Heute geht die Fahrt durch eine beeindruckende Wüstenlandschaft mit hohen Sanddünen und kaum noch Vegetation. Oft ist keine Fahrspur mehr zu erkennen und wir lassen uns vom GPS leiten. Inzwischen kommen wir nur noch mit dem Geländegang vorwärts und ab und zu bekommt die Kabine heftige Schläge ab.




Das bleibt leider nicht ohne Konsequenzen und Walter muss die Kabine neu befestigen, da sich 2 der 4 Haken gelöst haben. Gute Unterstützung bekommt er dabei von Rainer und nach 4 Stunden unfreiwilliger Pause können wir endlich weiter fahren. Rainer repariert sogar noch nebenbei eine Schublade von uns und wir sind einmal mehr sehr froh, die Strecke gemeinsam zu bewältigen.


Vorbei an der Laguna Kara und Cachi geht es weiter zur Laguna Honda. Der Weg dorthin ist einmal mehr unglaublich fantastisch und der Übernachtungsplatz auf einer Halbinsel in der Lagune ebenfalls.




Aus den Fehlern der vergangenen Nächte haben wir gelernt und unser Auto wird in Richtung aufgehende Sonne geparkt, sodass keine unterstützenden Maßnahnmen mehr nötig sind. Die Lagune ist zum Teil noch zugefroren und eine Gruppe Flamingos steckt im Eis fest. Ein ziemlich lustiger Anblick!
Ein weiterer Schaden am Unterboden des PickUp wird provisorisch behoben und die letzte Etappe der Lagunenrote beginnt. Wir passieren noch drei weiteren Lagunen und begegnen jetzt immer häufiger Kolonnen von Tourfahrzeugen, die Touristen in drei bis vier Tagen die Route entlang fahren – meist noch inklusive des Salar de Uyuni. Ein schickes Hotel im Nirgendwo lässt uns erneut auf eine gute Mahlzeit hoffen, aber es ist auch nicht geöffnet. Wie wir später erfahren, bringen die Tourguides die kompletten Mahlzeiten mit und das wirklich hübsche Hotel kann keine Geschäfte machen. Overlander mit eigenem Fahrzeug sind eher selten anzutreffen.



Zum Übernachten fahren wir kurz vor Alota ein Stück von der „Hauptstraße“ ab und noch mal auf einer heftigen Piste in die Wildnis zur Laguna Buena.




Am nächsten Tag ist es nicht mehr weit bis Uyuni. Dort können wir wieder tanken und die Vorräte auffrischen. Leider gibt es keinen Campingplatz und da wir nicht auf der Straße vor der Kaserne übernachten wollen, fahren wir nach einem tollen Abendessen in der Stadt (endlich wieder ein Stück Fleisch) noch weiter in Richtung Salar de Uyuni. Am Salzhotel könnten wir auf dem Parkplatz übernachten, aber wir entschließen uns spontan für eine heiße Dusche und nehmen ein Zimmer im Hotel (nach geschickten Verhandlungen von Dunja bezahlen wir 100 $ inklusive Frühstück für das Doppelzimmer). Die Zimmer sind echt beeindruckend: innen ist fast alles aus Salzplatten erbaut und neben dem riesigen Schlafzimmer gibt es noch einen Aufenthaltsraum mit riesigem Panoramafenster mit Blick auf den Salar.


Frisch geduscht nehmen wir noch einen Drink im Restaurant und freuen uns schon riesig auf das nächste Abenteuer: den größten Salzsee der Welt im eigenen Fahrzeug zu überqueren!
W
Abenteuer pur! Perfekt! 😁
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Danke liebe Elena und grüße Gabi ganz herzlich von mir, Walter
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Ein phantastischer und sehr lebendiger Bericht. Ich mag nicht schleimen, aber Ihr könnt das richtig gut. Mitreissend, weil Ihr auch und gerade die kleinen aber wichtigen Dinge erwähnt. Ausgeflockter Diesel… und die facettenreichen Farben in den Lagunen – für einen Mikrobiologen ist das Musik 😉 I wished I were there…
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