Panamericana südwärts

28.11.2019 – 09.12.2019

Die Panamericana führt über lange Strecke am Pazifik entlang und bietet immer wieder tolle Ausblicke. Die Gegend ist sehr dicht besiedelt und es ist nicht einfach, ein einsames Plätzchen zu finden. 

Eigentlich war geplant, auf unserem Weg nach Süden die Städte Santiago und Valparaíso zu besuchen. Auf Grund der sozialen Unruhen, die das Land zur Zeit erschüttern, wird uns von allen Seiten davon abgeraten. Einen Tag vor unserer Ankunft in Valparaíso gab es wieder Plünderungen und Autos wurden angezündet. Schweren Herzens umfahren wir die Städte und fahren entlang der Küste weiter. 

Auf der Isla Negra besuchen wir eines der Häuser von Pablo Neruda. Das Haus liegt auf einem fantastischen Grundstück direkt am Meer. In einem Video wird etwas aus dem Leben Nerudas berichtet und mit einem Audioguide werden wir durch das verwinkelte Haus begleitet. Pablo Neruda hat eine beeindruckende Sammlung von Kunst und Kitsch in den vielen Räumen verteilt. Fast alle Räume haben eine riesige Fensterfront zum Meer. Das Bett im Schlafzimmer ist so aufgestellt, dass sowohl der Sonnenaufgang als auch der Untergang beobachtet werden kann. Beneidenswert! 

Wir fahren noch ein Stück weiter entlang der Küste bis nach Pichilemu, wo wir am Punta Lobos, einem Surferparadies, eine Nacht verbringen. Der Wind war wohl gerade nicht heftig genug, die Aktionen der Surfer daher wenig spektakulär. Weiter geht es bis nach Los Angeles, wo wir für einen Abstecher zum Nationalpark Laguna Laja die Panamericana kurz verlassen.

Unterwegs können wir immer mal einen Blick auf einen aktiven Vulkan werfen, der ab und zu ein paar Rauchwolken ausstößt.

Hier finden wir wieder mehr Einsamkeit und Ruhe. Den ersten Advent erleben wir im Nationalpark bei strahlendem Sonnenschein und umgeben von tausenden voll erblühten Ginstersträuchern mit Blick auf den Vulcan Antuco.

Um auch ein wenig in winterliche Stimmung zu kommen, nehmen wir uns eine Wanderung zum Gletscher vor. Auch wenn wir den schneebedeckten Gipfel immer vor Augen haben, will sich das erhoffte Feeling nicht einstellen. Es ist immer noch sehr heiß und der Anstieg ist extrem steil ( 350 Höhenmeter auf 2,5 km) und daher außerordentlich anstrengend für mich. Aber immer wieder werden wir belohnt durch tolle Ausblick aufs Tal und den Gletscher.

Zurück auf dem Parkplatz fahren wir nur noch ein Paar Kilometer und wir haben unser heutiges Etappenziel an der Laguna Laja erreicht. Mit Blick auf den See, ruhen wir die müden Füße aus und gönnen uns ein kühles Bierchen. Der See ist übrigens durch den letzten Vulkanausbruch 1925 entstanden, als die Lava sich ins Tal ergoss und zwischen den Bergen und dem Fluss einen Damm gebildet hat. Die Lavaströme sind immer noch sehr gut zu sehen, riesige schwarze Steinmassen die sich durch das Gelände wälzen.

Am nächsten Tag fahren wir zurück nach Los Angeles, das Auto braucht dringend einen Ölwechsel. Der Salto del Laja wird kurz besichtigt (nur ein Foto von der Straße aus), den Eintritt für einen kurzen Weg zu einem besseren Aussichtspunkt wollten wir nicht bezahlen.

Wir fahren durch alte Lavafelder riesigen Ausmaßes. Die Auswirkungen dieser Naturkatastrophen vor Augen wird einem die eigene fragile Existenz auf unserem Planeten wieder ganz bewußt. Andererseits ist faszinierend, wie sich inmitten der Lava erneut Leben zu regen beginnt.

Überall wird man darauf hingewiesen, wie man sich im Falle eines Vulkanausbruches zu verhalten hat. Glücklicherweise steht die Ampel aber auf grün!

Die Piste wird gerade erneuert, aber es ist erstmal nur eine Seite fertiggestellt, was einiges an fahrerischem Können erfordert und ab und zu muss auch mal ein Hindernis beiseite geräumt werden. Unvermittelt kommt uns nach einer Kurve das Straßenbaufahrzeug entgegen. Freundlicherweise fährt der Fahrer zurück, allerdings sind es auch nur ein paar Meter bis zu einem Parkplatz an der Laguna…Wir sind froh, dass wir ihn nicht ein paar Kilometer vorher schon getroffen haben!

Ein kleines Stück weiter machen wir an einem See Rast und verbringen den Rest des Tages in dieser idyllischen Landschaft und beobachten den Vulkan sehr genau.

Am nächsten Morgen machen wir noch einen kleinen Spaziergang zum Wasserfall Truful Truful.

Wir fahren weiter nach Villarica. Ein hübscher kleiner Ort am See, der vom gleichnamigen Vulkan überragt wird.In der Bäckerei „Rostock“ kaufen wir ein echtes Schwarzbrot und freuen uns nach monatelangem Weißbrotgenuss auf das  körnig-knackige Brot!

Wir hatten vor, noch ein Stück in den Nationalpark Villarica zu fahren.Eine ganz schlechte Piste führt uns hinein und am Nationalparkbeginn ist ein Schild angebracht, auf dem „cerrado“ (geschlossen) steht. Da keine Schranke uns den Weg versperrt, fahren wir mutig weiter. Die Piste wird immer schlechter und als wir einen Ranger am Wegesrand treffen, erkundigen wir uns doch mal vorsichtshalber, ob wir mit unserem Auto weiterfahren können. Si, claro, könnt ihr, der Weg bleibt so wie bisher… Leider war das nicht der Fall. Eigentlich dachten wir, es könne nicht noch schlimmer werden, aber es wurde schlimmer! Unglaublich tiefe Rillen mäandern von einer Seite zur anderen und engen die ohnehin schmale Fahrspur extrem ein. Ich bewundere Walters Coolness, das Auto manchmal nur auf drei Rädern im Schritttempo über die Abgründe zu lenken, ohne hineinzurutschen. Für 5 Kilometer brauchen wir eine gute Stunde, bis es überhaupt nicht mehr weiter geht. Auch nach intensiver Betrachtung kann Walter keine Möglichkeit mehr sehen, noch weiter zu kommen. Wir beschließen schweren Herzens, umzudrehen. Das heißt natürlich erst mal ein gutes Stück rückwärts, bis eine Möglichkeit zum Wenden besteht. Da wir die Strecke  ja schon einmal gefahren sind, kennt Walter die Tücken und ich steige sogar einmal aus, um eine kritische Passage zu filmen. Ein schlechtes Omen! Kurz darauf droht das Auto in den Graben zu rutschen, Walter fährt so dicht wie möglich an die Seite, leider um 2 cm zuviel, wo ein Ast unsere Seite und das Fenster demoliert.

Fluchen hilft nichts, wir fahren weiter und suchen uns einen Campingplatz, wo wir das Fenster notdürftig reparieren und unsere Optionen für das weitere Vorgehen checken.

Glücklicherweise regnet es auch heute nicht, obwohl zum ersten Mal seit 3 Monaten düstere Wolken den Himmel bedecken.

Es ist Wochenende und natürlich können wir erst mal nichts erreichen. Aber wir bekommen nette Gesellschaft von Renée und Jaques, die mit auf dem Schiff nach Montevideo waren und wir verbringen ein ruhiges Wochenende miteinander. In Puerto Montt finden wir gleich am Montag eine Firma, die uns Plexiglas zuschneidet und Walter setzt die Scheibe mit tatkräftiger Hilfe von Jaques ein. Das Fenster ist nun nicht mehr zu öffnen, aber irgendwas ist ja immer…Wir hoffen, dass dieses Provisorium den heftigen patagonischen Winden gewachsen ist und fahren voller Optimismus am nächsten Tag weiter.

8 Kommentare zu „Panamericana südwärts

  1. Hallo Walter, endlich habe ich euren Blog gefunden. Schön zu sehen, dass es euch gut geht. Super Berichte, tolle Bilder und ein ganz anderes Leben, nicht wahr. Bleibt weiter gesund und liebe Grüße von Karin vom letzten Bildungsurlaub Spanisch im Bürgerhaus Vegesack.

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  2. Vielen lieben Dank, und liebe Grüße zurück aus diesem traumhaften Kontinent. 😎👍

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  3. So ein schöner Blog und so lebendig beschrieben. Wir freuen uns auf die Forzsetzung… Liebe Grüße vom Weihnachtsmarkt wünscht euch die restliche KG

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  4. Es wird also nicht langweilig *räusper*… Ist ja echt der Hammer was Ihr einerseits erlebt und erfahrt und andererseits wie Ihr die Probleme löst. Ich stelle es mir logistisch als Albtraum vor, die richtige Plexiglasscheibe zu finden, zurecht zu schneiden und fachmännisch einzubauen… Respekt! Den Ärger mit dem Ast kann ich gut nachvollziehen… Und was den Ranger geritten, weiß Gott weiß wer… Gute Fahrt weiterhin! Liebe Grüsse zum dritten Advent von Sabine und Matthias

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  5. Sorry für die späte Antwort, die Suche nach Netz oder Wifi ist in Süden schwieriger. Die Fortsetzung werden wir heute noch ins Netz stellen. An Euch Allen ein Frohes Fest 🎄🎁

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  6. Ihr seid wahrlich die treusten Besucher des Blogs, sofern die Anzahl der Kommentaren eine Aussagekraft haben. Vielen Dank dafür, ich schrieb schon, dass dies uns sehr wichtig ist. Euch und euren Lieben ein frohes Fest, wir werden an euch denken.

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  7. Boah – und wieder einmal Abenteuer pur. Da drückt man ja automatisch schon die Daumen wenn einmal wieder eine brenzlige Situation auf den Wegen/Piste entsteht.
    Wie immer ein Genuß die Fotos anzuschauen und den tollen Bericht zu lesen. Ich fiebere jedes Mal mit. Toll ihr beiden!
    Looking forward to next time.

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  8. Ganz vielen Dank, liebe Elena. Dir und deine Lieben ein frohes Fest und der nächste Bericht sollte eigentlich bereits raus sein. Aber das wifi spielte mal wieder nicht mit. Die Daten der Bilder sind wir oftmals zu groß 😤

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